Die Sixtinische Kapelle in München?

Die Sixtinische Kapelle ist wohl eine der bekanntesten Kapellen weltweit. Das Original steht im Vatikan, hat eine direkte Verbindung zum Petersdom, ist aber für Touristen nur über die Vatikanischen Museen zu erreichen. Die Kapelle hat mit ihren knapp 41 Metern Länge, 14 Metern Breite und einer Höhe von annähernd 21 Metern eine unglaubliche Größe. Michelangelo hat in ihr in über 4 Jahren sein berühmtes Deckenfresko gemalt und etwa 20 Jahre später mit der Wand hinter dem Altar der Kapelle begonnen. Wer schon einmal in den letzten Jahren in Rom war und sich diese Kapelle angeschaut hat weiß, dass es aufgrund der Massen an Touristen teilweise schwierig ist die Kraft der Bilder auf sich Wirken zu lassen.

 

Die Ausstellung "Michelangelos Sixtinische Kapelle" die zuvor unter Anderem in Wien, Dallas (USA) und Montreal (Kanada) zu sehen war gastiert nun auch in München. Die weltberühmten Deckenfresken Michelangelo Buonarottis sowie das "Jüngste Gericht" wurden während der Restaurierungsarbeiten der Kapelle (1982-1994) fotografiert und sind jetzt farbecht in 1:1-Größe noch bis zum 09.07.2017 in den Räumlichkeiten der Alten Bayerischen Staatsbank zu sehen. Die Möglichkeit diese Fresken in Originalgröße in Augenhöhe aus nächster Nähe sehen zu können ist etwas einzigartiges, so nah und so detailliert kann man die Bilder wohl kein zweites Mal erleben. Lediglich zur Betrachtung des jüngsten Gerichts muss man wegen seiner beeindruckenden Größe den Kopf in den Nacken legen.

 

Ich hatte die Möglichkeit zusammen mit der Kunsthistorikerin Constanze Lindner Haigis letzte Woche die Ausstellung zu besuchen - und war beeindruckt. Vor einigen Jahren war ich in der Sixtinischen Kapelle aber so viele Details wie ich jetzt in dieser Ausstellung gesehen habe, konnte ich damals im Original bei Weitem nicht erkennen.

 

Eine Geschichte hat mir dabei besonders gefallen. Es gibt ein Bild, auf dem Petrus dem Papst den Schlüssel zum Himmel überreicht. Der Papst bietet somit den einzigen Zugang zum Himmel und zur Erlösung. Dieses Fresko war für das Volk der damaligen Zeit quasi der "Beweis" für die Legitimation der päpstlichen Vorherrschaft. Die Bilder entstanden auch deshalb den ungebildeten Menschen, die nicht lesen und schreiben, konnten Zugang zu den Inhalten der Bibel zu geben. Eigentlich verstoßen Bilder in denen Gott zu sehen sind gegen das zweite Gebot ("Du sollst dir kein Gottesbildnis machen"). Trotzdem entschied sich die Kirche in bestimmten Situationen dieses Gebot zu missachten was unter anderem auch zur Aufspaltung der Kirche führte. Luther bestand allein auf die Kraft des Wortes, während die katholische Kirche weiter auf die Sprache der Bilder setzte. 

 

Wenn man nicht die Möglichkeit zu einer Führung hat, verrät einem auch der Audioguide interessante Details zu den jeweiligen Fresken. Wen sie darstellen und welche Bedeutung sie in der damaligen Zeit hatten. 

 

Insgesamt sind 34 farbechte Fresken-Repliken zu sehen, darunter natürlich auch mit das berühmteste Bild von Michelangelo - die "Erschaffung Adams".

 

 

Ohne Zeitdruck kann man hier die Arbeiten Michelangelos in Ruhe genießen. Etwas das ich in der Originalen Sixtinischen Kapelle vermisst habe. Auch wenn dort an jeder Ecke Schilder mit der Aufschrift "Silenzio" stehen hält das die beeindruckten Touristen oft nicht davon ab sich in normaler Lautstärke zu unterhalten. Der Hall der dabei in dieser großen Halle entsteht ist unglaublich. Zumindest bei mir hat nach kurzer Zeit der natürliche Fluchtreflex eingesetzt. Ganz anders jetzt zu Hause in München - man kann viel Zeit in der Ausstellung verbringen und hat auch wenn die Ausstellung gut besucht ist viel Platz die Fresken in Ruhe zu betrachten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0